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25.12.2010

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„Afghanistan - und sonst?“

Sicherheitspolitisches Abendseminar lockte rund 40 Teilnehmer nach Betzdorf

 

BETZDORF/SIEGEN. Guten Zuspruch fand das sicherheitspolitische Abendseminar, das die Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, Sektion Siegen, gemeinsam mit der Reservistenkameradschaft Wisserland sowie der Kreisgruppe Rhein-Lahn-Westerwald-Sieg im Reservistenverband im Hotel Bürgergesellschaft in Betzdorf kürzlich organisiert hatten. Diesmal wurde die derzeitige Lage in Afghanistan und generellen sicherheitspolitischen Aspekte im 21. Jahrhundert genauer unter die Lupe genommen. Als Referenten konnten die Ausrichter Generalmajor a.D. Ernst Heinrich Lutz als Afghanistanexperten gewinnen. Mit dem Thema „Afghanistan – und sonst?“ informierte Lutz zunächst über Aufgaben und Ziele der Bundeswehr in Afghanistan. Er wies darauf hin, dass besonders in den Bereichen Demokratieaufbau, Ausbildung von Sicherheitskräften und Entwicklung des Bildungswesens und der Infrastruktur in den letzten Jahren durchaus - allerdings noch nicht flächendeckend - genug Erfolge erzielt wurden. Daneben bestünden weiterhin große Defizite: Korruption, Schattenwirtschaft, fehlende Infrastruktur und der Drogenhandel erschwerten die Stabilisierungs- und Wiederaufbaubemühungen der internationalen Helfer und der Bundeswehr nach wie vor, so Lutz. Hinzu komme ein dichtes Geflecht an Kommunikationsstrukturen, die manche Beteiligte, sicherlich aber die in Regierungs-, Planungs- und Verwaltungsdingen weniger versierte afghanische Administration überfordere. Lutz ging auch auf die strategischen Interessen der USA, Russlands, Chinas, Indiens, Pakistans und Deutschlands in der Region ein. Diese unterschiedlichen Interessen stünden sich oft diametral entgegen und würden nicht nur eine geordnete politische Entwicklung Afghanistans und dessen Wiederaufbau behindern, sondern auch das strategische Ziel, Afghanistan zu einer stabilen Landbrücke zwischen Zentralasien und dem Indischen Ozean sowie zwischen Nah-/Mittelost und Fernost/Südostasien zu machen, behindern. Ungelöste Probleme des britischen Kolonialerbes, manifestiert durch die mitten durch paschtunische Stammesgebiete verlaufende und nicht wirkungsvoll kontrollierbare pakistanisch-afghanische Grenze, die Existenz von Nuklearwaffen in der Region (Russland, China, Indien, Pakistan und vielleicht bald Iran) und strategisch bedeutende Rohstoff- und Handelsinteressen seien neben Terrorismus und destabilisierenden Kräften in den dortigen Staaten ebenfalls im Zusammenhang mit der Suche nach einer Afghanistan-Lösung zu bewerten. Neben dem Themenschwerpunkt „Afghanistan“  ging Generalmajor a.D. Lutz auch auf die sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts ein. Die internationale Staatengemeinschaft sehe sich mit neuen Formen der kriegerischen Gewalt konfrontiert. Nicht klassische zwischenstaatliche Kriege, sondern asymmetrische Konflikte bedrohen Frieden und Sicherheit. Immer öfter hätten es die Streitkräfte der NATO dabei mit nichtstaatlichen Akteuren, wie Warlords, regionalen Kriegsherren und international operierenden Terrororganisationen zu tun. Diese Entwicklung erfordere ein neues Sicherheitsverständnis. Die NATO und ihre Partner entwickeln dafür gegenwärtig neue strategische Konzepte, um auf die neuen Herausforderungen besser reagieren zu können. In diesem Zusammenhang stellte Lutz auch Empfehlungen der Weise-Kommission zur anstehenden Strukturreform der Bundeswehr vor. Sie verlange eine personelle, strukturelle und im Rahmen der NATO strategisch neue Ausrichtung. In diesem Kreis sicher richtig platziert, wies er auf die künftige weitere Bedeutung von Reservisten als Mittler in der Gesellschaft hin und würdigte insbesondere gegenüber den in Uniform anwesenden Teilnehmern der Reserve deren staatsbürgerlich wichtiges Engagement. Es könne und müsse nicht nur dazu beitragen, dass auch eine weiter verkleinerte Bundeswehr in der Gesellschaft verankert bleibe und mit Unterstützung der Reservisten ihre Aufträge erfüllen könne, sondern bilde auch eine wichtige Informationsstütze in der dringend nötigen Verbesserung des sicherheitspolitischen Dialogs zwischen politischer und gesamtgesellschaftlicher Ebene. Nur durch ihn sei gesellschaftliche Zustimmung zu sicherheitspolitischem Handeln zu gewährleisten. Diese Zustimmung müsse gerade für Phasen gesichert werden, in denen es auch einmal Schwierigkeiten und Rückschläge gebe und Opfer nicht zu vermeiden seien. Die zahlreichen und vielfältigen sowie interessanten Fragen im Anschluss an den Vortrag zeugten von großem Interesse der Zuhörerschaft. Sektionsleiter der GfW Ferdinand Heimel bedankte sich bei Generalmajor a.D. Lutz für seinen sehr informativen wie auch aufschlussreichen Vortrag und ergänzte, der Einsatz der Streitkräfte in Afghanistan werde in unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert. Oftmals seien diese Debatten jedoch von Unkenntnis und Unwissenheit mitbestimmt. Daher hoffe er durch sicherheitspolitische Vorträge, mit denen man sich auch offiziell an die Bevölkerung wendet, zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit diesem schwierigen und komplexen Thema beitragen zu können. Es war das erste Mal, dass die GfW eine Kooperationsveranstaltung mit der Reservistenkameradschaft Wisserland durchgeführt hat. Ein besonderer Dank galt dabei Oberstleutnant d.R. Axel Wienand als Moderator, ohne dessen Hilfe und tatkräftige Unterstützung, dieser Vortrag nicht möglich gewesen wäre, so der stellv. Sektionsleiter der GfW, Manfred Giebeler, abschließend.  (af/aw)

 

 

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